Szabolcs, Reformierte Kirche

Die sich im Karpatenbecken ansiedelnden ungarischen Stämme nahmen als erstes diese Gegend in Besitz, wo sie in dem Ort Szabolcs eine riesige Burg als Stammesführersitz bauten, die mit einem aus Baumstämmen bestehenden, unterteilten und mit Erde gefüllten Schutzwall umgeben war. Die im 9. und 10. Jahrhundert errichtete Erdburg von Szabolcs ist eine der größten und imposantesten Erdburgen Mitteleuropas. Szabolcs war im Mittelalter mit seiner riesigen Burg das Zentrum des Burgkomitats Szabolcs.


Die reformierte Kirche von Szabolcs gehört zu den ältesten religiösen Zentren des Komitats. Die Kirche stand schon im 11. Jahrhundert. Szabolcs machten das am 20. Mai 1092 abgehaltene kirchliche Konzil und die gesetzgebende Landesversammlung auf ewig bekannt, auf der auch der Hl. Ladislaus anwesend war. Die Kirche von Szabolcs war zu jener Zeit die Kirche des hier ansässigen Propstes und wurde zu Ehren der Jungfrau Maria geweiht.
Die früheste Bauzeit der Kirche war das 11. Jahrhundert, als die aus zwei Nebenschiffen und einem Hauptschiff bestehende Kirche in Form einer Basilika aus Stein errichtet wurde, in den Nebenschiffen wurden auch Altäre aufgestellt. Der Chor aus einem Steingewölbe ist halbkreisförmig, die gewölbten Nebenschiffe schließen gerade ab. Der Eingang der Kirche befand sich an der Südseite. Die Kirche erhielt einen Außenputz aus Kalk. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wird die Kirche der Gemeinde der Jungfrau Maria geweiht, zu dieser Zeit wurde auch die Sakristei gebaut. In ihrem Chor waren Fresken, die der Beschreibung nach Apostel oder Heilige abbildeten. Von diesen Wandbildern blieben schwer zuzuordnende Bruchstücke erhalten.


Später verfiel die Kirche, im Jahr 1757 standen noch sechs Steinsäulen mit Gewölbe, diese mussten neu verputzt werden und der südliche Eingang wurde vergrößert.
Wegen des Erdbebens im Jahr 1847 wurden die gerissenen Steinsäulen abgerissen, der südliche Eingang wurde zugemauert, an der Westseite wurde ein neuer Eingang vorgesehen und die Sakristei wurde abgerissen.
Im Jahr 1900 fanden größere Umbauarbeiten statt. Statt des Westportals wurde die halbkreisförmige Wand des Chors durchbrochen und dort ein neuer Eingang vorgesehen. Im Anschluss an die Westwand des Kirchengebäudes wurde ein 40 Meter hoher Glockenturm gebaut. Ende 1944 sprengten die auf dem Rückzug befindlichen deutschen Truppen den Kirchturm, mit ihm zusammen stürzte auch ein Teil der Westwand ein. Der fehlende Teil der Wand wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut. Im Jahr 1970 begannen die archäologischen Forschungsarbeiten, die die Steinsäulen freilegten. Später wurden diese Arbeiten fortgesetzt, an deren Ende die mustergültig freigelegte Kirche ein mittelalterliches Raumerlebnis bietet. Das Szabolcser Kloster der Jungfrau Maria, wo sich an den Chor mit einer Apsis die dreischiffige Basilika anschließt, ist ein Beispiel der ungarischen Kirchenarchitektur des 11. Jahrhunderts, ähnliche Grundrisse haben die erste Kathedrale von Kalocsa, die Kapelle von Pécsvárad und die Kirche des Königshofs von Zirc. Die reformierte Kirche von Szabolcs ist das Tor zur Straße mittelalterlichen Kirchen und zugleich eines der schönsten kulturellen Erbstücke des Komitats.