Kisvárda, Römisch-katholische Kirche

Die Geschichte der Stadt ist mit vielen Fäden mit dem heiligen König Ladislaus verbunden. Auch die Bildchronik berichtet über die Schlacht, die der König gegen die Kumanen ausfocht. Zum Gedenken an den Sieg ließ König Ladislaus am Schauplatz der Schlacht eine Kirche errichten. Nach der lokalen Legende war die Várdaer Kirche diese Gedenkkirche, das ist urkundlich frühestens auf 1453 zurückzuführen, als die Hauptstraße der Stadt Szent László utca benannt wurde.

Die Grundsteine der ersten Kirche könnten nur archäologische Nachforschungen ans Tageslicht bringen. Nach der Zerstörung durch die Tataren wurde die Kirche wahrscheinlich Mitte des 14. Jahrhunderts umgebaut und dabei erheblich erweitert. An das Schilf der damals ausgebauten Kirche schloss sich ein gerade abschließender Chor an. Die Kirche wurde in den 1470er Jahren auf der Westseite durch einen Turm erweitert und auch im Osten wurde der Chorschluss umgestaltet.

Die kriegerischen Auseinandersetzungen des 16.-17. Jahrhunderts betrafen Kisvárda direkt. Durch ihre geographische Lage spielte die Stadt eine wichtige Rolle bei den Kriegszügen, da ihre Mauern sich im Gebiet vieler Zusammenstöße zwischen dem königlichen Ungarn und dem im Schatten der Türken unabhängig gewordenen Fürstentum Transsilvanien lagen. In dieser Epoche war das im Schutz der Steinburg gelegene Kisvárda das Zentrum des Burgkomitats Szabolcs, das mehrere Belagerungen überstand. Kisvárda war nämlich eine mächtigsten Burgen der Tiefebene und zugleich seit Urzeiten der Stammsitz der Familie Váradi.

Die Burg bewahrt auch das Andenken an eine ruhmreichere Zeit. Ursprünglich dienten die hier im 14. Jahrhundert begonnenen Bauarbeiten der Burg dem Schutz der Bevölkerung. Da diese Region sehr weit von Gebirgen entfernt lag, wurde der Tonboden als Baumaterial verwendet und die Burg aus gebrannten Ziegeln errichtet. Das verleiht der Burg ihre Besonderheit, da nach Gyula die Kisvárdaer Burg die zweitgrößte aus Ziegeln errichtete Burg ist. Die Kirche wie auch die Stadt Kisvárda durchlebten stürmische, blutgetränkte Jahrhunderte.

Im Herbst 1558 erlitt die Kirche schwere Schäden, als Menyhért Balassa Kisvárda belagerte. Im Jahr 1564 lagerten die die Burg stürmenden transsilvanischen Truppen das Schießpulver in der Kirche, das explodierte. Während des Bocskai-Freiheitskampfes stürmten die Haiducken Kisvárda, die Kirche wurde angezündet und der Pfarrer umgebracht. Danach wurde das in Trümmern liegende Kirchenschiff abgerissen. An der Stelle der Kirche wurde ein Holzanbau errichtet, wo sich die reformierte Gemeinde versammelte, in dem durch Mauerwerk abgetrennten Chor hielten die Katholiken den Gottesdienst ab. Im Jahr 1673 zündete eine Räuberbande erneut die Kirche an, die dann in den Jahren 1722 bis 1724 erneuert wurde. Die gotischen Fenster des Chors sind rundgezimmert, sie wurden bei den Restaurierungsarbeiten im Jahr 1970 fertiggestellt. Das Fischblasenfenster der Ostwand des Chorschlusses bewahrt die originale Form aus dem Mittelalter.

Die Besonderheiten des Chors sind die figuralen Konsolen. Diese gehörten zu dem im 18. Jahrhundert abgerissenen Steinrippengewölbe. Heute sind noch sechs Konsolen erhalten, die aus rötlichem Riolith gehauen wurden und aus der Spätgotik stammen.

Östlich vom Eckpfeiler im Norden lassen das charakteristische Attribut und die Aufschrift den ersten Jünger, den Hl. Petrus, erkennen, daneben ist der Hl. Paulus abgebildet. Auf den folgenden drei Konsolen sind die Figuren nur schwer zu identifizieren, laut Péter Németh können der Hl. Siegmund und der Kalocsaer Ezbischof darunter sein. Die letzte Konsole ist in den barocken Pfeiler eingebettet, die hier dargestellte bärtige Gestalt im Kettenpanzer kann vielleicht der Hl. König Ladislaus sein, dessen Andenken die Gründung der Kirche bewahrt.